Worum geht’s beim Lot?

Die Schwerkraft wirkt Tag und Nacht auf unseren Körper und zieht uns Richtung Boden. Automatisch sucht sich der Körper Wege, um mit der Wirkung der Schwerkraft umzugehen. Nicht immer ist die Haltung, die daraus entsteht optimal und der Körper gerät „aus dem Lot“. Oft entsteht ein Ungleichgewicht im Körper, das Verspannung, Überlastung, Überdehnung etc. zur Folge hat.

Als Lot bezeichnet man eine senkrechte Linie die im 90° Winkel auf den Boden auftrifft. Die Maurer nutzen ein Senkblei, um sich das Lot anzeigen zu lassen. Fällt man ein Lot am menschlichen Körper, sollten Kopf, Schulter, Hüfte, Knie und Fußgewölbe in der Lotlinie liegen.

Lotrechte Haltung: In einer lotrechten, aufrechten Körperhaltung ist die Wirbelsäule lang gestreckt und am Lot orientiert. Nacken und unterer Rücken sind entspannt und lang. Kopf, Schultern und Becken orientieren sich an der Lotrechten. Diese Haltung zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:

  • Entlastung: der lang gestreckte Verlauf der Wirbelsäule entlastet alle Wirbelsäulenabschnitte und so beugt Bandscheibenvorfällen vor
  • Effizienz: durch die Orientierung des Körpers an der Lotlinie benötigt die lotrechte Haltung vergleichsweise wenig Muskelkraft

Aus dem Lot geraten

Eine Haltung gerät aus dem Lot und damit ins Ungleichgewicht, wenn z.B. Kopf oder Becken deutlich nach vorn geschoben ist. Ist dies der Fall, muss der Körper das Ungleichgewicht ausgleichen, um nicht umzukippen. Dafür gibt es zwei Strategien:

  • Muskelkraft bewahrt den Körper davor nach vorn bzw. hinten zu kippen
  • ein anderes Körperteil verlagert sich in die Gegenrichtung, um auszugleichen.

Es gibt folgende grundlegende Haltungstypen, die „aus dem Lot geraten“ sind [1]siehe auch Körperhaltungen analysieren und verbessern. Larsen, Christian, Larsen, Claudia und Hartelt, Oliver. 2008. Stuttgart: Trias, 2008..

  • Rückwärts-Haltung: Das Becken ist nach vorn geschoben. Der obere Rücken gleicht dieses Ungleichgewicht wieder aus, indem er zurückverlagert ist. Der Kopf ist wiederum nach vorn geschoben. Die Rücklage des Oberköpers muss mit Muskelkraft ausgeglichen werden.
  • Vorwärts-Haltung: Das Becken ist stark nach vorn gekippt, so dass ein Hohlkreuz entsteht. Die Bauchorgane werden in dieser Haltung bildlich gesprochen „nach vorne ausgekippt“. Das Gewicht des Körpers ist insgesamt nach vorn verlagert. Dies bedeutet, dass die Muskeln den Körper in dieser Haltung ständig vor dem nach vorn kippen bewahren muss.
  • Komprimierte Haltung: Das Brustbein ist nach unten gesunken. Ein gestauchtes Hohlkreuz lässt den Bauch nach vorn vortreten. Der Nacken ist geknickt.
Lotrechte Haltung[2]Das Modell neigt zur Vorwärts-Haltung. Insofern kann hier nur eine Annäherung an die Lotrechte Haltung gezeigt werden
Rückwärts-Haltung
Vorwärts-Haltung
Komprimierte Haltung

Der Weg zurück ins Lot

Weil man seine Haltung im Alltag nur selten sehen und anhand des Anblicks korrigieren kann, führt der Weg zurück ins Lot über die Körperwahrnehmung. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu bekommen wie Becken und Kopf des eigenen Körpers gewohnheitsmäßig positioniert sind. Daraus ergibt sich das Wissen darum, welche Bereiche sich entspannen und welche aktiver werden müssen, um ins Lot zu kommen. Wenn dies klar ist, kann eine Haltungskorrektur auch ohne visuelle Kontrolle erfolgen.

Verweise

Verweise
1 siehe auch Körperhaltungen analysieren und verbessern. Larsen, Christian, Larsen, Claudia und Hartelt, Oliver. 2008. Stuttgart: Trias, 2008.
2 Das Modell neigt zur Vorwärts-Haltung. Insofern kann hier nur eine Annäherung an die Lotrechte Haltung gezeigt werden