Stabilität im Einbeinstand

Damit ein Einbeinstand wirklich standhaft ist, muss das Becken aktiv in die richtige Position gebracht werden. Dies erfolgt über eine spiralige Drehung des Hüftbeins der Standbeinseite. Diese so genannte Außenspirale der Standbeinhüfte stellt sicher, dass das Gewicht des Rumpfes optimal auf das Standbein übertragen wird.

Anatomie des Beckens

Damit die Bewegungen verständlich werden, braucht es ein kleines bisschen Anatomie vorweg:

Rechtes und linkes Hüftbein (rot) formen zusammen mit Kreuzbein und Steißbein (helle Strukturen zwischen den Hüftbeinen)das Becken(Quelle der Abbildung: DBCLS – Polygondata is from BodyParts3D, CC BY-SA 2.1 jp, Link)).

Das Becken besteht aus den zwei Hüftbeinen (in der Abbildung rot dargestellt) sowie dem Kreuzbein und dem Steißbein. Zusammen bilden diese Knochen den Beckenring. Zusammen mit dem Beckenboden, einer Muskelschicht am Boden des Beckenrings bildet das Becken eine Art Schale, die die inneren Organe trägt und den Körper nach unten hin abschließt.

Die Beckenknochen sind über eine Vielzahl kurzer Bänder miteinander verbunden. Dadurch ist das Becken in sich stabilisiert.

Trotz dieser Stabilität, können die beiden Hüftbeine kleine, eigenständige Bewegungen machen, sich quasi gegeneinander verdrehen [1]Die knorpelige Schambeinfuge und die Iliosakralgelenke ermöglichen den Hüftbeinen kleine, von einander unabhängige Bewegungen.

Das Spiel von Standbein und Spielbein

Eine der evolutionsgeschichtlich wichtigsten Bewegungen des Menschen ist das Gehen. Neben Füßen und Beinen spielt das Becken die Hauptrolle beim Gehen. Wenn beim Gehen ein Bein das Gewicht übernimmt, wird es zum Standbein. Das andere Bein, das sich im Schritt nach vorne schwingt, ist das Spielbein. Jedes Bein ist beim Gehen also abwechselnd Standbein und Spielbein.

Die Hüfte macht bei diesem Wechselpiel auch mit. Das Hüftbein auf der Standbeinseite macht eine andere Bewegung als das Hüftbein auf der Spielbeinseite.

Wenn die Bewegung des Beckens gut koordiniert ist, entsteht eine harmonische Gehbewegung, die auch den Brustkorb in Bewegung bringt.

Aufgabe des Hüftbeins auf der Standbeinseite

Das Hüftbein auf der Standbeinseite muss sich so positionieren, dass das Gewicht des Körpers optimal auf das Hüftgelenk übertragen wird. Gelingt dies nicht, werden das Hüftgelenk und oft auch die Lendenwirbelsäule unnötig belastet. Es kommt zu Abnutzungserscheinungen im Hüftgelenk und Problemen in der Lendenwirbelsäule.

Das Hüftbein der Standbeinseite bewegt über eine spiralige Drehung des Hüftbeins nach hinten-unten-außen. Die Bewegungsrichtungen sind anhand eines Referenzpunktes am Becken [2]Referenzpunkt für die Bewegungen des Hüftbeins ist die Spina iliaca anterior superior, SIAS) nachvollziehbar. Die Spiralbewegung ist eine Kombination von drei Bewegungsrichtungen und führt den Referenzpunkt in folgende Richtungen:

  • hinten: Das Hüftbein auf der Standbein-Seite bewegt sich in die Aufrichtung und dadurch nach hinten (siehe Aufrichtung des Beckens). Dadurch bewegt sich der Referenzpunkt etwas nach hinten.
  • unten: Das Becken bewegt als Ganzes weg vom Standbein, dadurch kommt die Beckenhälfte des Standbeins tiefer und das Becken insgesamt in eine Schräglage.
  • außen: Die Beckenhälfte des Standbeins dreht nach außen und bewegt sich dadurch im Raum nach hinten.

1. Aufrichtung (hinten)

Aufrichtung des Beckens, seitliche Ansicht [3]Quelle der Abbildung: DBCLS – Polygondata is from BodyParts3D, CC BY-SA 2.1 jp, Link, verändert

2. Tiefstand (unten)

Beckentiefstand auf der Standbeinseite, Ansicht von vorn [4]Quelle der Abbildung: DBCLS – Polygondata is from BodyParts3D, CC BY-SA 2.1 jp, Link, verändert

3. Außenrotation (außen)

Drehung des Hüftbeins nach außen, Ansicht von vorn [5]Quelle der Abbildung: DBCLS – Polygondata is from BodyParts3D, CC BY-SA 2.1 jp, Link, verändert

Beckenbewegung beim Gehen

Gehbewegung in Zeitlupe. Aufnahme von Dr. med. Christian Larsen.

Im Video links wird die Bewegung des Beckens im Gehen gezeigt. Von vorn gesehen sind vor allem die Bewegungskomponenten „Tiefstand“ und „Außenrotation“ zu erkennen. Das Hüftbein des Standbeins (jeweils das hintere Bein) steht dezent tiefer und bewegt sich etwas nach außen.

Weitere Infos zur Außenspirale

Die Spiraldynamik® Akademie bietet sehr gut verständliche Lehrvideos zu verschiedenen Krankheitsbildern und deren Therapiemöglichkeiten an:

Beschwerden des Iliosakralgelenks (ISG) und Ausführung der Außenspirale. Erklärt von der Spiraldynamik® Akademie.
Piriformis-Syndrom und Beispiel der Fehlkoordination im Einbeinstand. Erklärt von der Spiraldynamik® Akademie.
Gluteal- und Troachanter-Syndrom mit Beispiel zur Koordination im Einbeinstand. Erklärt von der Spiraldynamik® Akademie.

Verweise

Verweise
1 Die knorpelige Schambeinfuge und die Iliosakralgelenke ermöglichen den Hüftbeinen kleine, von einander unabhängige Bewegungen
2 Referenzpunkt für die Bewegungen des Hüftbeins ist die Spina iliaca anterior superior, SIAS
3, 4, 5 Quelle der Abbildung: DBCLS – Polygondata is from BodyParts3D, CC BY-SA 2.1 jp, Link, verändert